Die einzigartige Geschichte von Binz

Wo mal ein einfaches Fischerdorf war, pulsiert heute nicht nur in der Hauptsaison eines der schönsten Ostseebäder

Binz ist schon heute etwas ganz besonders. Lernen Sie hier die historischen Wurzeln des Bädertourismus kennen. Begonnen hat alles in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der aufstrebenden jungen deutschen Nation eröffneten hier die ersten Hotels und Pensionen. Auch die ursprüngliche Seebrücke wurde in dieser Zeit Ende des 19. Jahrhunderts errichtet. Zudem: Das Kurhaus stammt von 1908, ist heute eines der bedeutenden Wahrzeichen von Binz.

Wie entstand die Bäderarchitektur?

Vorbild waren damals die europäischen Seebäder. So sollte es auch hier an der Ostsee werden. Was braucht ein Seebad? Eine Flaniermeile oder auch Promenade. Diese wurde 1895 erbaut. Wo heute das Grand Hotel Binz steht, legte Wilhelm Klünder 1880 den Grundstein für das erste Hotel hier in der Nähe des Binzer Strandes, das Strandhotel. Ein Hotel folgte dem nächsten. Denn das Baden im Meer wurde eine große Mode der Zeit. Nach und nach entstand die heute geschlossene Bäderarchitektur.
Zudem entstand zu dieser Zeit der Kurplatz, in der Nähe der Margaretenstraße. Hier wurden Wandelhallen unter Glas errichtet sowie ein Konzertpavillon. Aber da war das 20. Jahrhundert schon voll im Gange. Denn der Platz wurde erst 1937 erbaut. Übrigens nach Plänen des Münchener Architekten Alwin Seifert.

Ältere Geschichte des Fischerdorfes

Binz hat aber natürlich auch ältere Wurzeln. Die längste Zeit seiner Existenz war es ein einfaches Fischerdorf. Bereits 1318 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Der Flecken Land gehört zum Fürstentum Rügen und später zum Herzogtum Pommern. Sogar zu Schwedisch-Vorpommern gehörte es einmal – kurz nach dem 30-jährigen Kriege. Ab 1815 gehörte Binz schließlich zur preußischen Provinz.

Binz als Sommerfrische: Wie kam es zur Entwicklung als Seebad?

Verantwortlich dafür zeigt sich der Fürst zu Putbus. Ihm gehörten um 1830 das Jagdschloss Granitz und auch das Schloss und Schloßpark Putbus. Wilhelm Malte lies also hier in Binz erste Bauten errichten, die erst einmal nur wenige Badegäste beherbergten. Der große Aufschwung als Seebad mit getrennten Damen und Herrenbädern beginnt aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Ab jetzt ist Binz auch in den Verkehr per Schiff zwischen Sassnitz und Stettin integriert.


Übrigens: Nördlich von Binz entstand im Dritten Reich das bekannte aber unvollendet gebliebene KdF-Seebad Prora. Heute beherbergen die monumentalen Bauten teils ein Museum, teils wieder begehrte Eigentumswohnungen. Muss man gesehen haben!

Vom Fischer- und Bauerndorf zum Badeort

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1318 als „Byntze“ in einer Steuererhebung der Grafschaft Streu. Er gehörte zunächst zum Fürstentum Rügen, später zum Herzogtum Pommern. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 wurde Binz wie ganz Rügen Teil Schwedisch-Vorpommerns. 1815 wurde der Ort der preußischen Provinz Vorpommern zugeschlagen.

Die Entwicklung zum Seebad geht auf das Jahr 1830 zurück, als der Fürst zu Putbus am Abfluss des Schmachter Sees in die Ostsee einfache Bauten für seine Badegäste errichten ließ. 1885 wird Binz Seebad und erlebt einen schwunghaften Aufschwung. Die Strandpromenade, die später mehrfach zerstörte und wieder aufgebaute Seebrücke und das Kurhaus entstanden. Am Strand entstanden getrennte Damen- und Herrenbäder, 1908 ein Familienbad, die aber später wieder abgerissen wurden.

Für eine gute Verkehrsanbindung sorgten eine neues Wegenetz und die Kleinbahnanbindung. Entsprechende Logiermöglichkeiten gab es in zahlreichen Villen im Stil der Bäderarchitektur. Das erste Hotel entstand 1876 und erhielt den Namen „Strandhotel“. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde Binz auch in den Schiffsverkehr Stettin-Sassnitz eingebunden.

Während der Zeit des Nationalsozialismus sollte nördlich von Binz in Prora mit dem KdF-Seebad Rügen (Kraft durch Freude) das größte und modernste Seebad Europas entstehen, das jedoch nicht vollendet wurde. Geblieben sind die monumentalen Bauten entlang des Strandes, die auch „Koloss von Prora“ genannt werden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Binz zum Bad der SDAG Wismut. Die Bauten in Prora wurden anfangs von der Kasernierten Volkspolizei, später von der Nationalen Volksarmee der DDR genutzt. Ab Anfang der 1970er Jahre entstanden eine Reihe weiterer Ferienheime und ein neues Wohngebiet in Plattenbauweise.

Nach 1990 vollzogen sich auch in Binz tiefgreifende Veränderungen. Früher enteignete Besitzer von Villen bekamen ihr Eigentum zurück. Die Gebäude im Ort wurden einer aufwendigen Sanierung und Restaurierung unterzogen, Straßen und Wege wurden instand gesetzt. 1994 wurde die neue Seebrücke eingeweiht. In den Folgejahren entstanden das Haus des Gastes und der Kurpark. Die Promenade wurde in Richtung Prora verlängert.

Ostseebad Binz um 1900